Sonntag, 12. Juli 2020

Rheinquelle Trail

Es fühlte sich schon fast ein wenig surreal an, als ich am Freitag Nachmittag meine Startunterlagen in Sedrun abholte. Irgendwie konnte ich es noch gar nicht realisieren, dass es endlich wieder einmal die Möglichkeit gab, einen Wettkampf zu bestreiten. Trailrunning gehört nicht wirklich zu meinem Spezialgebiet als Duathlet und doch bereitet es mir grossen Spass (und auch Schmerzen). Da die Duathlonsaison momentan noch in der Zwangspause ist, nutzte ich den vergangenen Monat erstmals für eine etwas spezifischere Vorbereitung. Eine starke Erkältung sorgte dann leider für einen Zwangsunterbruch im Training, jedoch reichte die Zeit bis zum Rheinquelle Trail zur vollkommenen Genesung problemlos aus. 

Schon anhand der Startliste merkte man schnell, dass der Rheinquelle Trail einer der ersten Wettkämpfe nach der langen Corona-Pause war. Etliche Top Läufer standen an der Startlinie und brannten auf ein erstes Kräftemessen. Entsprechend hoch war auch die Pace zu Beginn und ich brauchte ein paar Höhenmeter, um in Schwung zu kommen. Im Uphill fühle ich mich so richtig wohl und die ersten 1100 Höhenmeter hinauf auf den Nual vergingen wie im Flug. Auf Zwischenrang 7 gings in den rutschigen Downhill zurück ins Tal. Ich ging dosiert ans Werk und lief für meine Verhältnisse sehr zügig herunter, jedoch liessen die Spezialisten nicht lange auf sich warten und flogen nur so an mir vorbei. Nichts neues, es gab ja noch genügend Zeit um wieder aufzuholen. Das dachte ich jedenfalls….

In Tschamut entledigte ich mich meinem Unterhemd, da das Wetter viel besser als angekündigt war. Auch im weiteren Rennverlauf blieben wir vom Regen verschont und die Temperaturen waren perfekt für einen solchen Wettkampf. Nun folgte der Aufstieg auf den Piz Cavradi, welchen ich wohl so schnell nicht mehr vergessen werde. Der Hauptteil des Anstieges verlief auf weglosem Gelände direkt in Richtung Gipfel. An laufen oder traben war nicht mehr zu denken und so mühte ich mich zuerst auf allen vieren in den Heidelbeersträuchern ab und dann später auch noch im Geröll. Definitiv nicht mein Spezialgebiet und somit büsste ich massiv an Rangierungen ein. Durch das viele wandern und kraxeln machte mein Rücken immer mehr zu und so konnte ich den wunderschönen Anblick des Lai da Tuma nicht mehr wirklich geniessen. Wenigstens nahte der Pazolastock und damit verbunden der höchste Punkt mit 2740m.ü.M. des heutigen Tages. Obwohl ich nochmals arg am Limit war, konnte ich im technischen Downhill zum Oberalppass neue Kräfte freisetzten und wohl eine meiner besten Downhill-Leistungen abrufen. Auf dem Oberalppass waren alle technischen Passagen gemeistert und die folgenden 9 Kilometer sollten flüssiger zu laufen sein. In der Hoffnung nochmals ein paar Läufer einsammeln zu können, legte ich nochmals einen Zahn zu und liess es auf den Schotterstrassen ordentlich krachen. Leider schaute nur noch ein Ranggewinn heraus und so beendete ich den Wettkampf nach 5 Stunden 27 Minuten auf dem 14. Rang. Insgeheim erhoffte ich mir mindesten einen Top 10 Platz. Angesicht der Strecke und der Vorbereitung darf/muss ich mit der Leistung wohl zufrieden sein. 

Ein grosser Dank geht an das Rheinquelle Team, welches unter diesen besonderen Bedingungen einen fantastischen Job ablieferte und uns allen endlich wieder einmal einen Wettkampf ermöglichte. Der Event fand zum ersten Mal statt und war perfekt organisiert und die Strecke vorbildlich ausgeschildert, so dass sogar ich im Nebel und in weglosem Gelände problemlos den Weg fand. Physisch fordert der Kurs einem alles ab und im Vergleich zu meinen bisherigen Ultra Trail Abenteuer (Eiger E51, Engadin Ultraks) war es definitiv der anspruchsvollste Lauf. 

PS: Dank dem Sieg bei den Frauen von Nina Zoller stand am Schluss trotzdem eine Duathletin zuoberst auf dem Podest ;-)