Sonntag, 17. September 2023

Wildstrubel by UTMB

Der Wild 50 von Adelboden nach Crans Montana sollte mein erster Wettkampf der UTMB-Rennserie werden. UTMB ist das Pendant zum Triathlon Label Ironman und ist identisch aufgebaut, was Organisation und Marketing betrifft. Was Hawaii für Triathleten ist (oder war), ist für Trailrunner Chamonix. Um sich aktuell für Chamonix zu qualifizieren, ist ein Top 3 Resultat nötig oder 830 Punkte im UTMB-Ranking (wobei keiner wirklich weiss, wie die Punkte zustande kommen). Längerfristig würde ich mich ebenfalls gerne dafür qualifizieren und so nahm ich einen ersten Anlauf über die 55 Kilometer mit über 3300 Höhenmeter. Das Starterfeld war international gut besetzt.

Bei bestem Laufwetter erfolgte der Start für die über 900 Läufer pünktlich um 08.30 Uhr in Adelboden. Das Gedränge auf den ersten Metern erinnerte eher an einen 5000 Meter Rennen auf der Bahn und ich schüttelte nur ungläubig den Kopf, da ich fast niedergeschlagen wurde. Der erste Kilometer ging steil bergab gefolgt vom Aufstieg auf das legendäre Chuenisbergli. Ich fühlte mich super und sammelte die übermotivierten Schnellstarter rasch wieder ein. Leider war der erste Aufstieg komplett asphaltiert gefolgt von einem gut laufbaren Downhill. Kilometer 10 bei Sillerebühl passierte ich auf Rang 9 und somit hatte ich einen perfekten Start. Mein Plan war es, so defensiv wie möglich in das Rennen zu starten und dann ab Lenk aufzudrehen. Den langen Downhill runter nach Lenk überstand ich ebenfalls gut und mit knapp 6 Minuten Rückstand nach 20 Rennkilometern war ich noch immer gut im Rennen dabei (Rang 9 bis 11). 

Nach der offiziellen Verpflegung folgten zwei flache Kilometer auf Schotter, welche ich zusammen mit einem Portugiesen und einem Isländer in Angriff nahm. Etwas blindlings folgten wir dem Portugiesen und mussten viel zu spät feststellen, dass wir von der Strecke abkamen. Die Strecke war nicht nur dort schlecht markiert. Auch sonst waren Streckenposten an den neuralgischen Stellen Fehlanzeige, was ich nicht immer nachvollziehen konnte. Natürlich hätte ich trotzdem die Route auf der Uhr haben sollen. Jedoch hatten dies auch die beiden Mitkonkurrenten, was anscheinend auch nichts nützte. Nach kurzer Diskussion entschlossen wir uns, dass wir umdrehen. Ein weiterer Fehler, da wir auch auf unserem Weg wieder auf die offizielle Strecke zurückgekommen wären. Erst beim Zurückrennen stellte ich fest, wie viel Zeit uns dieser Umweg wohl gekostet hatte. Erstaunlicherweise nahm ich es ziemlich locker und haderte nicht mit diesem Umstand. Ich fühlte mich noch immer sehr gut und sammelte weitere Läufer ein, welche uns nach unserem ungeplanten Abstecher überholten.

Der ultra lange Austieg zur Cabane Wildstrubel (1600 Höhenmeter) war zwar atemberaubend schön, jedoch nicht minder anspruchsvoll. In diesem Abschnitt verfluchte ich mich dafür, dass ich keine Stöcke dabei hatte. Noch schlimmer als das Fehlen der Stöcke war jedoch mein Magen, welcher sich immer schlechter anfühlte. So nahm ich mir auf 2800 M.ü.M. kurz Zeit, um Cola aufzutanken. Je länger dann der Downhill war, desto mehr musste ich feststellen, dass nun gar nichts mehr ging. Immer wieder musste ich Laufpausen einlegen. Durch die Flüssigkeitsaufnahme wurde es eher schlechter als besser und ich sehnte die letzte Verpflegung an der Barrage du Tseuzier herbei. Wäre dort unser Supporter gestanden, wäre ich wohl ausgestiegen. Der Blick auf die Uhr mit dem Vergleich der Kilometertafel machte es nicht besser, da ich nun Klarheit über die Tragweite des Verlaufens hatte. Ich nahm mir bei der Verpflegung ein paar Minuten Zeit und lief dann trotzdem weiter, da ich irgendwie nach Crans Montana musste. Zum Glück wusste ich nicht Bescheid, dass man an dieser Stelle offiziell aus dem Rennen hätte aussteigen können. 

Die verbleibenden 12 Kilometer waren dann ein ständiges Abwechseln von wandern und joggen, wobei ich natürlich weiter an Rängen einbüsste. Erst auf den letzten drei Kilometern fühlte ich mich endlich wieder besser, da ich aufgehört hatte zu versuchen,  etwas zu mir zu nehmen. Mein Ziel verpasste ich am heutigen Tag deutlich und trotzdem war ich erleichtert, dass ich es durchgezogen habe. Rang 29 mit einer Zeit von 6h 25min. Der Rückstand mit 1h 30min war in Anbetracht dieser Umstände erstaunlich "klein", was die ganze Sache für mich noch etwas bitterer machte. 

Die Umstände des Verlaufens sowie der Magenprobleme (ich weiss, an was es gelegen hat) ausgeschlossen, weiss ich nicht genau, was ich von dieser Rennserie halten soll. UTMB ist von grossen Marken gesponsert und dennoch wird kein Preisgeld ausbezahlt. Somit lohnt sich eine Teilnahme für Topathleten nur, wenn sie sich für Chamonix qualifizieren möchten, da dies der einzige Weg ist oder eigene Sponsoren eine Prämie bezahlen. 

Rangliste

Donnerstag, 7. September 2023

Etzel Challenge

Nach 2020 schaffte ich es endlich wieder an den Start der Etzel Challenge. Die letzten Jahre war ich durch den Powerman Zofingen jeweils verhindert und konnte leider nicht daran teilnehmen. Das Wetter hätte für anfangs September nicht besser sein können und so freute ich mich sehr auf meine Heimstrecke von der Sportanlage Chrummen rauf auf den Hoch-Etzel. Leider war ich in den Vortagen etwas von Magenproblemen geplagt, was vielleicht auch etwas mit meiner Nervosität bei Heimwettkämpfen zusammenhing. 

 

Mit Schilter war auch der Streckenrekordhalter am Start (ich halte die zweibeste je gelaufene Zeit seit 2020) und somit sollte es auf ein erneutes Duell zwischen uns hinauslaufen. Wie am Sihlseelauf versuchte ich schnell anzulaufen und eine Lücke zu reissen, bevor die richtig steilen Abschnitte folgten. Dies gelang nur mässig und so hatte ich bei ca. Kilometer 2.5 in Wollerau nur wenige Sekunden Vorsprung auf Schilter. Am Firstweg war meine Führung dann Geschichte und Schilter zog an mir vorbei. 

Der Abstand blieb Konstant bei ca. 20 bis 30 Sekunden und auch nach der höllisch steilen Miltenweid hatte ich noch immer Sichtkontakt zum Führenden. Das Laufgefühl war alles andere als berauschend, da die Hitze selbst für 18.30 Uhr noch drückend war. Ich redete mir aber immer wieder ein, dass alle anderen auch so darunter leiden würden wie ich. Kurz vor der letzten brutal steilen Rampe in Richtung Hoch-Etzel musste ich mir aber eingestehen, dass es heute erneut keinen Weg am Streckenrekordhalter vorbeigeben wird. Somit durfte ich mich über Rang 2. mit 27 Sekunden Rückstand in einer Zeit von 39.21 Minuten freuen.

Wir blieben beide über 2 Minuten hinter unseren Bestzeiten zurück, welche auch in diesem Jahr wieder ausser Reichweite lagen. Trotzdem bin ich mit meinem Formstand sowie dem knappen Rückstand sehr zufrieden. Grosser Dank auch an die Organisatoren und die zahlreichen Helfer, welchen für das Gelingen des tollen Events beigetragen haben! 

Foto 1 & 2: Franz Feldmann, www.sportfotos.ch

Rangliste


Samstag, 19. August 2023

Sihlseelauf

Auch in diesem Jahr wollte ich mir den Sihlseelauf vor meiner Haustüre nicht entgehen lassen. Es ist immer wieder schön in Einsiedeln zu starten vor vielen bekannten Gesichtern. Noch viel schöner war es für mich zu sehen, wie viele Kinder am Start waren und erste Berührungen mit dem Laufsport machten. Es ist noch immer Sommer und daher sind die warmen Temperaturen nichts ungewöhnliches. Mir war bewusst, dass das schöne Wetter den anspruchsvollen Kurs mit viel auf- und ab noch viel härter machen würde, als er sonst schon ist. 

Mit Flückiger an der Startlinie war auch der Vorjahressieger wieder mit von der Partie. Seiner hohen Anfangspace versuchte ich schon gar nicht zu folgen und so formierte sich mit Lowiner und mir eine zweier Verfolgergruppe. Dahinter liefen aber mit wenigen Sekunden Rückstand Brennwald und Schilter. Bei ca. Kilometer 4 musste ich Lowiner ziehen lassen und war fortan alleine unterwegs. Immer wieder blickte ich zurück und erwartete den Zusammenschluss. Mein Laufgefühl war alles andere als gut und mental setzte mit die hügelige Strecke sowie die warmen Temperaturen immer mehr zu. Die eher bescheidenen Beine aus dem Einlaufen waren auch im Wettkampf noch vorhanden. Gerade in den Bergabpassagen hatte ich das Gefühl, dass Brennwald etwas näher kommen würde. 

Der Vorsprung nach hinten schien sich aber einzupendeln und doch hatte ich immer noch grossen Respekt von einem deja vu, als mich Schilter auf dem letzten Kilometer noch abfangen konnte. Soweit sollte es aber heute nicht kommen und zwei Kilometer vor dem Ziel nach der letzten steilen Rampe war ich mir sicher, dass ich Rang drei ins Ziel bringen würde. So konnte ich den letzten Kilometer etwas gelassener angehen lassen und den Zieleinlauf geniessen.