Dienstag, 12. Mai 2015

Powerman Dänemark

Am letzten Sonntag war es endlich soweit. Mein erstes Saisonziel stand vor der Tür, worauf ich die ganze Vorbereitung ausgerichtet hatte. Zusammen mit meiner Freundin und Duathlonkollege Jens Urfer gings bereits am Freitagmittag  vom Flughafen Zürich in Richtung Kopenhagen. Leider schleppte ich auch eine mühsame Erkältung mit, welche ich mir die Tage zuvor nach eingefangen habe. Jedoch mit der Zuversicht, dass diese bis am Sonntag weg sein würde. Am Freitag blieb noch etwas Zeit um das Gelände mit dem Rad rund um Kopenhagen zu besichtigen und sich die Beine etwas locker zu fahren nach der mühsamen Reiserei. Die Stadt zeigte sich als wahres Radfahrer Mekka, ich habe wohl noch nie so viele Velos in so kurzer Zeit zu Gesicht bekommen! Am Samstag stand dann nochmals ein kurzes Training an und die obligatorische Wettkampfbesprechung sowie die Startnummernausgabe. Das Wetter kippte dann leider und so wurde es seit unserer Ankunft immer ein wenig kälter und zunehmend auch nass. So wurden wir am Sonntag Morgen von teils kräftigen Regenschauer begrüsst. Leider erreichte nicht nur das Wetter seinen Tiefpunkt, sondern auch mein Hals, welcher sich nochmals schlimmer anfühlte als die Tage zuvor. Nichts desto trotz stand ich dann positiven Mutes an der Startlinie um 8.00 Uhr mit der Hoffnung, dass alles ein gutes Ende nehmen würde. Es blieb mir ja auch nichts anderes übrig. 
Im Auftaktlauf über 10 Kilometer setzten sich schnell die Topfavoriten Bystrup sowie Le Duey ab, wobei niemand deren horrender Pace folgen konnte. Ich reihte mich in der Verfolgergruppe ein, welche die Ränge 5 bis 7 besetzte. Auf dem eckigen Kurs mit teils heftigem Wind fühlte ich mich ausgezeichnet, lief taktisch gut und konnte so ohne Probleme die Gruppe halten und auch das Tempo mitbestimmen auf den zwei zulaufenden Runden. Gegen Ende des ersten Laufes setzte ich mich dann zusammen mit einem weiteren Athleten etwas ab und wechselte als 5. Athlet aufs Rad.
Begleitet von heftigem Wind und Regen fuhr ich nun an der Spitze der Verfolgergruppe aus der Stadt hinaus, begleitet von eisiger Kälte, welche sich schlagartig über meinen Körper ausbreitete. Am liebsten wäre ich schon da wieder direkt zum Hotel abgebogen... Schnell wurde ich wieder von diversen Athleten passiert, wobei ich keine Chance hatte, die Pace mitzugehen. Zu allem übel hinzu kam noch, dass sich meine Helmschnalle löste und ich einen kurzen Stopp einlegen musste, um den Schaden zu beheben. Die 3 Radrunden à 40 Kilometer führten an der Küste entlang und dann wieder im Landesinneren zurück. Meine Beine und Füsse spürte ich schon nach 30 Minuten Fahrzeit nicht mehr, dafür rumorte der Magen. Das Trinken war ansonsten schon eine Überwindung, da das schlucken sehr schwer fiel. Die 120 Kilometer wurden  zur Qual, der Wind war einfach Brutal und zum Teil hatte ich grosse Mühe mich überhaupt noch auf dem Rad zu halten. Man muss es selbst erlebt haben, dass man weiss, wovon ich hier spreche. Mehrmals dachte ich ans aufgeben, konnte mich aber doch noch motivieren weiter zu fahren. Die Streckenführung trug dann noch den Rest dazu bei, dass ich nach über 120 Kilometern überaus glücklich war, dass Rad wieder in der Wechselzone abzustellen.
Die Platzierung war mir längst egal, ich wollte nun nur noch finishen. Vor lauter Kälte konnte ich kaum mehr die Laufschuhe anziehen und es dauerte dann auch einige Kilometer, bis ich wieder den Boden beim rennen spürte. Die erste Runde à 5 Kilometer konnte ich dann in einem guten Tempo abspulen und es keimte wieder etwas Hoffnung auf. Leider musste ich nun für die mangelnde Verpflegung auf dem Rad büssen, da ich nun total einbrach. Ich musste mehrere Gehpausen einlegen und kam kaum mehr vorwärts. Teilweise fragte ich mich schon, wie ich überhaupt noch die restlichen 15 Kilometer bis ins Ziel schaffen würde. Als dann Bystrup von hinten an mir vorbeischoss und sich schon auf der letzten Runde befand, kam ich mir schon recht kümmerlich vor. Bei den Verpflegungsstellen deckte ich mich jeweils reichlich mit Gels ein, in der Hoffnung, dass da doch noch etwas Energie vorhanden sein müsse. Auf der letzten Laufrunde konnte ich mich nochmals zusammenreissen und schaffte es dann doch noch ins Ziel nach 5h 52 Minuten.
Schlussendlich ergab dies der 10 Rang bei der Elite, sowie ein 25. Rang Overall. Satte 52 Minuten Rückstand auf die Siegerzeit. Da hatte ich mir mehr erhofft und ganz sicher auch draufgehabt. Vorallem nach den letzten Radtrainings hatte ich einen ganz starken Eindruck von mir. Trotzdem bin ich froh, habe ich es noch durchgezogen und habe nicht aufgebeben, was mir sicherlich einiges an Muskelkater erspart hätte. Kopenhagen war definitiv eine Reise wert, hatten wir doch eine gute Zeit auch neben dem Wettkampf. Ich werde wieder komme!