Da der Zermatt Marathon mit seinen knapp 1900 positiven Höhenmetern am Samstag stattfand, reiste ich bereits am Freitag Morgen ins Wallis. Wie in der ganzen Schweiz war es auch in Zermatt erdrückend heiss und die Sonne brannte von oben nur so herunter. Leider fühlte ich mich alles andere als gut in der unmittelbaren Vorbereitung, was im nachhinein vielleicht doch etwas mit der Nervosität und der Ungewissheit verbunden war, erstmals über eine solche Distanz zu rennen.
Diese war aber schnell verflogen, als nach einer kurzen Nacht der Startschuss im tiefsten Tal der Schweiz in St. Niklaus erfolgte. Da ich in der Elite Kategorie starten durfte, konnte ich mich gleich hinter den WM-Teilnehmern einreihen und 5 Minuten vor dem ganzen Rest starten. Da der Zermatt Marathon zugleich die Weltmeisterschaft im Langdistanzberglauf darstellte, waren unzählige Top Athleten aus dem Ausland angereist und es wurde ein schnelles Rennen erwartet. Da ich noch überhaupt nie über eine solche Distanz gerannt bin, startete ich sehr konservativ und suchte einen "angenehmen" Rhythmus. Die ersten 21 Kilometer führten dann in Richtung Zermatt, wobei es noch ertragbar "warm" war. Ich fand eine gute Pace und auch mein Magen, welcher sich zu Beginn etwas komisch an fühlte, beruhigte sich schnell. Als es dann in den langen Singletrail kurz vor Zermatt ging, spürte ich meine Beine schon etwas brennen und auch die Konzentration war auf dem technischen Abschnitt gefordert. Als ich dann nach knapp 1h 30min die Halbmarathon Marke in mitten des Dorfes passierte, war ich sehr erleichtert, dass ich bis jetzt so locker unterwegs war. Die vielen Zuschauer sorgten dann dafür, dass ich mit Gänsehautfeeling den langen Aufstieg nach Sunegga in Angriff nahm. Hier begann dann das Rennen erst so Richtig! Der Anstieg führte eine lange Skipiste hinauf und wollte einfach nicht enden. Zwischen Kilometer 25 und 29 zog ich dann meine erste kleinere Krise ein, von welcher ich mich aber erstaunlich gut erholen konnte. Die folgenden technischen Abschnitte forderten mich dann nochmals extrem und ich versuchte die Pace hochzuhalten. Als dann endlich Kilometer 35 passiert wurde, war die Erleichterung gross und ich spürte, dass ich nun sehr nahe am Ziel war. Zusammen mit einer Amerikanerin und einer Italienerin bog ich nach der zweitletzten Verpflegungsstelle in einen weiteren Trail ein und liess die beiden nicht mehr ziehen. In diesem Moment wusste ich, dass es extrem wichtig war, dran zu bleiben, da ich selbst nicht mehr für ein ordentliches Tempo auf diesem Abschnitt sorgen könnte. Nun folgten nur noch die 3 letzten Kilometer und ich war fest entschlossen, nochmals alle Kräfte zu mobilisieren. Es folgte der brutal steile Anstieg der Gornergrat Bahn entlang auf den Riffelberg. Zum Teil war es so steil, dass ich in den Stechschritt wechseln musste und kaum mehr vorankam. Die Erleichterung war riesig, als ich die Kilometertafel 41 passierte und nun auch das erste Mal einen Blick auf die Uhr warf. Sehr erfreut nahm ich zur Kenntnis, dass ich erst gut 3h30min unterwegs war und das eine Top Zeit in Reichweite lag! So warf ich nochmals alles was ich hatte in die Waagschale und sprintete schon fast in Richtung Ziel. Die Schlaufe vor dem Zielbogen zog sich dann aber noch in die Länge und die ersten Krämpfe machten sich bemerkbar. Die letzten 200 Meter gab ich nochmals alles und erreichte dann das Ziel total Kaputt in 3 Stunden 44 Minuten 23 Sekunden! Dabei resultierte der 48. Rang Overall, sowie der 14. Rang in der Kategorie M18 mit den WM-Teilnehmern. Ohne diese hätte es sogar zum 2. Rang gereicht! Somit war ich in der reinen Schweizer Rangliste auf Position 12! Auf den letzten 3 Kilometern vor dem Ziel erreichte ich zudem die 17. schnellste Zeit aller Teilnehmer, was für ein gut eingeteiltes Rennen spricht. Ich habe gezeigt, dass ich auch ohne spezifische Marathonvorbereitung und unzähligen Longjogs meine stärke am Berg ausspielen und ein sehr gutes Resultat erzielen kann.
Ich denke es war ein super Training für den Powerman Zofingen im September, mit welchem ich nochmals einen neuen Reiz setzen konnte. Vorallem machte es aber auch sehr viel Spass und sorgte für eine gelungene Abwechslung. Es war sicher nicht der letzte Bergmarathon als Duathlet... :-) Und meine Leidensgrenze wurde wohl wieder etwas nach oben verschoben, nach diesem hammerharten Wettkampf!!