Eher ungewollt war der Start eher turbulent, als ich am Donnerstag Morgen aufbrach zu meinem Trip. Mit guten Freunden genoss ich zuvor meinen letzten Abend in der Schweiz bei gemütlichem Grillieren. Ein guter Kollege bot sich an, mich und mein Gepäck an den Flughafen zu bringen, so dass ich nicht mit dem (ungeliebten) ÖV reisen musste. Jedoch war durch einen Unfall der altbekannte Gubrist Tunnel total blockiert und wir wählten den Weg durch die Stadt. Doch auch dort herrscht Chaos und so stieg ich kurzerhand auf den Zug um, so dass ich doch noch meinen Flug erwischte. Glücklicherweise war kein Kontrolleur anwesend.... Für den Flughafen bleibt der ÖV definitiv die beste Wahl, egal um welche Uhrzeit.
Der Flug gestaltete sich dann als sehr langwierig und sogar die Beinfreiheit im Flugzeug war für meine Körperdimensionen gar knapp bemessen. Die Verpflegung sowie der Preis den ich für den Flug bezahlte waren jedoch mehr als in Ordnung. Dazu kommt noch, dass Edelweiss das Sportgepäck bis 23 Kilogramm gratis transportiert. Bei einer anderen Airline würden da pro Weg Kosten von gut 250.- anfallen.
Angekommen am Flughafen in Vancouver schnappte ich mir gleich mein Gepäck und nahm mir ein Taxi, um schnellstmöglich nach Tsawassen zu kommen, wo ich mit der Fähre weiterzureisen hatte. Der ÖV wäre zu umständlich gewesen mit all dem Gepäck, darum entschied ich mich knapp 50.- für die halbstündige Fahrt zu investieren. Die Überfahrt mit der riesigen Autofähre nach Swartzy Bay dauerte dann knapp 1.5h und bot landschaftlich einiges. Manchmal bekommt man sogar Wale zu sehen, wurde mir mitgeteilt. Jedoch war ich mir beim Einsteigen nicht ganz sicher, ob die Fähre nach Vancouver Island fahren würde und nicht etwa nach Asien. Etwa 95% der Fahrgäste waren aus dem Asiatischen Raum, was mich doch ein wenig erstaunte.
Abgeholt wurde ich danach von meiner Gastfamilie und nach einer 30 Minütigen Fahrt war ich in West Saanich angekommen. Saanich liegt etwas ausserhalb von Victoria, jedoch ist man mit dem Bus in knapp 20 Minuten mitten in der Stadt. Busfahren kostet im Gegensatz zur Schweiz praktisch nichts. Durch die frühe Anreise blieb mir noch ein Wochenende Zeit, um mich anzuklimatisieren bevor die Schule beginnen würde. Vor allem der Jetleg machte mir ordentlich zu schaffen, welcher erst nach 4 Tagen ganz überwunden war. Nicht verwunderlich, war ich doch über 30 Stunden unterwegs.
Das Velo war schnell ausgepackt sowie zusammengebaut und so machte ich mich auf, die Gegend ein wenig zu erkunden. Die erste kurze Runde führte mich gleich Down Town, wie man hier so sagt, was nicht die Beste Idee war. Als ich dann endlich an der Küste ankam, war das Verkehrsaufkommen um einiges geringer und ich hatte freie Fahrt. Die nächsten Ausfahrten führten dann Richtung Norden oder Westen. Die Hauptverkehrsachsen haben viel Dreck auf den breiten Velostreifen und teilweise ist der Belag auch nicht erstklassig. Jedoch meide ich diese eher stark befahrenen Strassen sowieso und bevorzuge die gut asphaltierten Nebenstrassen. Die Kanadischen Autofahrer gehen sehr respektvoll mit den Radfahrern um und auch die Velostreifen sind sehr breit gehalten. Da könnte sich die Schweiz eine Scheibe davon abschneiden. Ein Highlight war sicherlich die Fahrt durch den Gowlland sowie Goldstream Nationalpark. Wenn man auf den schmalen top Asphaltierten Strässchen durch die Parks fährt, zaubert das jedem Radfahrer ein Lächeln ins Gesicht. Vancouver Island erscheint zudem eher als Flache Insel. Jedoch ist es ein ständiges Auf und Ab und so summieren sich die Höhenmeter sehr schnell, ohne dass man es merkt. Die Aufstiege sind eher kurz, steil und nicht länger als 5 bis 10 Minuten, wenn man mit Druck fährt. Auch wenn ich nur eine lockere Runde von gut 30 Kilometern drehe, kommen sofort 500 Höhenmeter zusammen. Für uns Schweizer ist dies eher ungewohnt und kann ordentlich an den Kräften zehren. Die zahlreichen rolling hills laden jedoch auch für ein TT-Training ein, da man so richtig in den flow kommt, wenn es dann die Beine zulassen. Die Fahrt entlang der Westküste in Richtung Sooke kann ich jedem ans Herz legen, die Aussicht ist einfach fantastisch. Gleiches gilt für den Mount Douglass, welcher nur unweit von Victoria entfernt ist. Die Steigung ist ca. 6 Minuten lang (wenn man voll fährt) und "angenehme" 11% steil. Oben angekommen geniesst man eine fantastische Aussicht über die Stadt, wenn dann der Puls wieder runtergekommen ist.
Auch habe ich den Versuch gestartet, dass Lauftraining nach 3.5 Wochen Pause wieder aufzunehmen. Nach 4 Kilometern setzte jedoch wieder der stechende Schmerz ein und ich musste den Versuch abbrechen. Der Muskelfaserriss scheint noch nicht ausgeheilt zu sein und so bleibt mir nichts anderes übrig, als weiterhin auf das Laufen zu verzichten. In der Schule startete ich gut und es gibt einiges zu tun, um die Prüfung Mitte August zu bestehen. Daneben versuche ich so gut wie nur möglich zu trainieren und möglichst viel von der tollen Landschaft zu sehen.
Die Stadt Victoria selbst bietet ansonsten nicht wirklich viel, was sie von anderen Städten gross unterscheiden würde. Der Hafen ist schön und es lassen sich einige gute Restaurants sowie Bars finden. Die Preise sind etwas günstiger als in der Schweiz, was das Essen betrifft. Zudem hat es sehr viele obdachlose Personen, welche auf den Strassen sitzen.
Es gilt nun weiterhin möglichst smart zu trainieren im Hinblick auf Zofingen, auch wenn dies momentan nur auf dem Rad möglich ist.