Sonntag, 24. Juli 2016

Halbzeit in Kanada

Unglaublich wie schnell nun die letzten Wochen vergangen sind. In den vergangenen Tagen habe ich nochmals diverse neue Orte entdeckt und kenne nun ein paar weiter Strässchen hier rund um Victoria. Kurze Rückschau auf meine Trainings in den vergangenen 2 Wochen:
Bevor ich die Schweiz verliess, konnte ich ausschliesslich auf dem Rad trainieren, was ich mit hoher Intensität und einem Wochenpensum von 13 bis 15 Stunden solide durchzog. Klingt nicht nach sehr viel, die Qualität stand aber im Vordergrund. Die ersten 2 Wochen in Kanada zog ich diesen Umfangblock weiter und erhöhte die Intensität nochmals mit TT spezifischen Einheiten. Wie bereits erwähnt ist das Gelände zum Radfahren nicht vergleichbar mit der Schweiz. Ich fand nun doch noch ein paar längere Anstiege, diese sind aber nur knapp 5% steil, also beinahe flach für uns Schweizer. Jedoch empfinde ich die Radausfahrten als einiges härter, da es kaum einmal eine längere Abfahrt gibt, in welcher man die Beine hängen lassen könnte. Sinnbildlich dafür sind meine Leistungswerte. Es gab bis jetzt noch kaum eine Ausfahrt mit einem Durchschnittswattwert (natürlich mit 0er) unter 200W. Für mich ist dieser Schnitt bei einem Körpergewicht von knapp 62 Kilogramm hoch. Vielleicht ist ja auch nur meine Form so überragend und nicht das Gelände so fordernd.... Recovery Rides sind daher eher schwer möglich, da man in den vielen kurzen Rampen schnell mal aus dem Sattel geht um die Wellen zu drücken und nicht um das Gefühl zu haben, still  zu stehen. Daher habe ich mich entschieden, wenn ich trainiere, dann wird hart gefahren, ansonsten gehe ich lieber Golf spielen und erhole mich.

Einige haben sich sicher auch schon die Frage gestellt, wie ich mich auf dieser riesigen Insel zurechtfinde und wie ich die Routenwahl gestalte. Dazu nutze ich die Applikation STRAVA, welche zahlreiche Profi- sowie Hobbyathleten nutzen. Diese App ist gratis und ist grob zusammengefasst Facebook für Sportler. Athleten laden auf diese Plattform ihre Trainings und können diese mit anderen teilen, liken, kommentieren und so weiter. Zudem lassen sich Segmente von Abschnitten erstellen und anhand der Zeiten wird eine Rangliste erstellt. Ausführlicher wird das ganze hier erklärt für interessierte. Schon bei der Wahl der Destination habe ich STRAVA abgecheckt und so recherchiert ob sich, in meinem Fall Victoria, zum Radfahren eigenen würde. Ich pickte mir dann 2 bis 3 Athleten aus Victoria heraus, welchen ich nun folge auf der Plattform. Routen, welche mich interessierten passte ich auf meinen jetzigen Aufenthaltsort an und erstelle so meine Radtouren. So wusste ich ohne Umschweife, welche Strassen für Radfahrer lohnenswert sind und erreichte so mit dem Rad Gebiete, welche ich ansonsten kaum ausfindig machen hätte können. Die erstellen Routen lade ich dann auf mein GPS-Gerät und kann diese nachfahren. Zum Glück habe ich mir kurz vor der Abreise noch ein Gerät mit Kartenfunktion angeschafft, ansonsten wäre ich wohl bei den vielen Abzweigern auf verlorenem Posten gestanden. Zudem nutze ich STRAVA auch  als Trainingstagebuch, gewähre dabei aber nur ausgewählten Personen Einblick. Da sehr viele Profis ebenfalls STRAVA nutzen sind die Vergleiche sehr interessant. Für mich sind diese Vergleiche auf den Segmenten sehr viel Aussagekräftiger als ein Leistungstest im Labor. Ich bin seit einem Jahr Nutzer dieser App und hole mir jeweils Ideen für Trainings, welche ich komplett übernehme oder auf mich anpasse. Auch in der Schweiz fand ich so Zugang zu neuen Strassen, welche mir gänzlich unbekannt waren. Ich wage zu behaupten, STRAVA macht mich schneller, da es mich motiviert härter zu trainieren und ich mich virtuell mit Profis messen kann. Geniesst man dies mit gesundem Menschenverstand kann dieses Tool eine Bereicherung für den Trainingsalltag sein.

Ausserdem habe ich einen weiteren Versuch gewagt, dass Lauftraining wieder aufzunehmen. Ich ging dabei sehr dosiert zu Werke mit vielen Gehpausen dazwischen. Ich steigerte dann den Umfang minim von Training zu Training, wobei ich aber nie auf die Pausen verzichtete. Das ganze klappte ganz ordentlich und so konnte ich diese Woche bis zu 40 Minuten ohne Probleme rennen. Es ist aber noch ein weiter Weg und ich möchte einen nochmaligen Rückfall dringlichst vermeiden. So oder so bleibt die Frage offen, ob so ein Start in Zofingen über die Langdistanz Sinn macht. Ich werde dies in den nächsten Wochen definitiv entscheiden und dabei auf meinen Körper hören.


Ach ja, daneben gehe ich ja noch zur Schule und absolviere in 3 Wochen die IELTS-Prüfung in Victoria. In dieser verbleibenden Zeit hoffe ich, dass ich meine Sprachfertigkeiten weiter ausbauen kann und noch ein paar gescheite Trainings dazukommen. Die letzte Woche nutze ich dann noch dazu, ein wenig mehr von Kanada zu Gesicht zu bekommen.