Montag, 3. September 2018

Es ist vollbracht!

Ich habe mich wohl die ganze Saison hindurch nie so schlecht gefühlt wie in der Vorwettkampfwoche der Weltmeisterschaft. In den Trainings klagte ich über schlecht Beine, die Motivation liess zu wünschen übrig und ich fühlte mich teilweise schon fast etwas krank. Immer wieder redete ich mir zu, dass dies nur die "normalen" Anzeichen dafür waren, dass ein wichtiger Wettkampf vor der Türe steht und ich mir das alles nur einbilde. Wirklich sicher war ich mir aber dabei nicht und so blieben leichte Zweifel bis zum Rennstart an mir haften.

Das wohl beste WM - Starterfeld der Geschichte stand heute am Start und ich war Teil davon. Aber war ich dafür auch gut genug? Gestartet wurde wie so oft höllisch schnell und ich fand sofort einen guten Rhythmus. Ich war überrascht, wie gut meine Laufbeine heute waren und ich konnte mit Athleten bereits im ersten Lauf problemlos mithalten, welche läuferisch deutlich stärker einzustufen waren. Die Wechselzone erreichte ich nach den coupierten 10 Laufkilometer (9.5 Km laut GPS) an 13 Position mit nur gerade 1.5 Minuten Rückstand. Die Basis für einen erfolgreichen Wettkampf war gelegt, gewonnen aber noch rein gar nichts.



Der Wechsel gelang optimal und so konnte ich bereits einmal die Pflastersteinpassage in der Altstadt unter die Räder nehmen. Nach gut 10 Kilometer bekam ich Gesellschaft von Bruins (NED) und Caird (AUS), welche ein horrendes Tempo fuhren. Ich kämpfte um den Anschluss und nach gut 25 Kilometer musste ich sie wohl oder übel ziehen lassen. Waren meine Radbeine so schlecht oder würden die beiden für diese Pace noch bezahlen? 
Kurz vor dem Williberg schlossen dann ca. 10 weitere Athleten zu mir auf, darunter auch fast alle Schweizer. Diese Gruppe konnte ich mit grosser Anstrengung halten, wobei gewisse Nationen es nicht so genau mit den Abständen zum Vordermann nahmen! Traurigerweise sah man ausserhalb der Top 5 Gruppe keinen einzigen Schiedsrichter auf dem Motorrad, welcher dem Treiben Einhalt gebieten hätte können. Lieber kontrolliert man die Bekleidung auf nicht gestattete Werbung anstelle für ein faires Rennen zu sorgen.... Danke ITU!
Nach gut 65 Kilometer wurde mir dann die Pace in dieser Gruppe wiederum zu hoch und ich musste zusammen mit Delorenzi reissen lassen. Gemeinsam stellten wir kurze Zeit später im Aufstieg nach Reitnau Wermelinger, welcher uns in der Fläche unterstütze. Als Wermelinger am Williberg erneut kapitulieren musste, sorgte ich zurück bis Zofingen für die Tempoarbeit. Auf der gefürchteten Runde Nummer 3 war ich dann alleine unterwegs, begleitet von der ständigen Angst, dass von hinten der grosse Pulk heranrollen würde. Jedoch war weit und breit nichts zu sehen und so redete ich mir weiterhin gut zu. dass meine angeschlagene Pace doch nicht so langsam sein kann. Die neue Radstrecke war meines Erachtens deutlich härter und so war ich umso gespannter auf den weiteren Rennverlauf.



Beim zweiten Wechsel nahm ich mir die nötige Zeit und entschied mich für die ganz leichten Schuhe für den abschliessenden Lauf. Ganz nach dem Motto alles oder nichts! Von den Zuschauern angetrieben verlässt man die Wechselzone meistens viel zu schnell und kann dann die Pace nicht halten. Zu oft hatte ich dies erlebt und in den Vorjahren bitter dafür bezahlt. Heuer war vor allem eines anders: Ich wurde nicht nur im Zielstadion von den Zuschauern getragen sondern praktisch auf dem ganzen Kurs. Die harten Koppeleinheiten nach noch härteren Radfahrten schienen sich endgültig auszubezahlen und der 4.00er Schnitt fühlte sich kontrolliert an. An den Pavé Sektor hatte ich vom Intervall Duathlon beste Erinnerung und die Bergaufpassagen mag ich nicht erst seit dem Eiger Ultra Trail. Beim ersten Wendepunkt beim Dorfbrunnen gab die Speakerin meinen aktuellen Rang (18. Platz) durch sowie meine Zielsetzung für den heutigen Wettkampf (Top 10). Die dachte sich wohl, da hat sich einer deutlich überschätzt!
Die ersten 15 Kilometer vergingen dann wie im Fluge und ich konnte Rang um Rang gutmachen. Viele Athleten zollten zudem ihrem Effort Tribut oder stiegen gar ganz aus dem Rennen aus. Bei Laufkilometer 24 war ich dann endlich auf dem so ersehnten 10. Rang angelangt, welchen ich bis zum Schluss nicht mehr hergab. Die Erlösung im Ziel war riesig und ich freute mich unglaublich über meine heutige Leistung. Zudem belegte ich in der internen Schweizerwertung hinter Neo Duathlet Gossauer den 2. Platz. Was für eine Genugtuung!



Die Saison war für mich bis anhin schon fantastisch und dieser 10. Rang rundet die Duathlonsaison perfekt ab. Diese Leistung war insbesondere durch die Unterstützung meiner Familie, Freundin, der Duathlon Community (speziell Jens, der mit mir von Trainingslager zu Traininslager rund um den Globus reist!), Felix (welcher mich seit Juni coacht. Merci & Gratulation zu Bronce!), Dani & Flo (für die vielen harten Einheiten) erst ermöglicht worden. Die Stimmung und Zurufe werde ich wohl mein lebenlang in Erinnerung behalten! Danke natürlich auch meinen Sponsoren und Gönnern, welche mir seit Jahren ihr Vertrauen schenken.

So schön dieser Wettkampf Tag auch war, so sehr hat mich der tragische Todesfall von Alister die vergangenen Wochen bedrückt. Um Alister Eeckman die letzte Ehre zu erweisen, bestritt in den Wettkampf in den Stars & Stripes Socken.