Freitag, 1. Februar 2019

Aus der Grossstadt in die Wüste

Schon bald heisst es ein letztes Mal Kofferpacken und nach über 5 Wochen wieder in die Schweiz zurückzukehren. Zeit einen kurzen Blick zurück zu wagen!

Unsere Reise begann Ende Dezember in Los Angeles und führte uns entlang der Westküste über Las Vegas bis nach Tucson nahe der mexikanischen Grenze. Die Standorte waren natürlich gezielt ausgewählt, da wir uns ideale Trainingsbedingungen erhofft haben. Ich habe dafür viel im Internet recherchiert, bei Kollegen nachgefragt oder auf Strava nach beliebten Touren und Segmenten ausschau gehalten. Nach über 5 Wochen konnte ich mir selbst ein Bild von den Trainingsbedingungen machen und möchte euch dieses nicht vorenthalten. Wer weiss, vielleicht inspiriert dich mein Bericht oder hilft dir dabei, dein nächstes Traininslager in den Staaten zu planen. Natürlich ist es meine persönliche Meinung und andere Athleten teilen vielleicht eine andere Ansicht.

Direktflug von Zürich nach Los Angeles mit Swiss (ca. 12 Stunden)
  • Leider bietet nur die Swiss Direktflüge an. Dies wäre an sich kein Problem, wenn man nicht ein Vermögen (theoretisch 560.-) für den Fahrradtransport bezahlen muss.
Topanga (14 Tage Aufenthalt)
Der Topanga Canyon liegt ca. 40 Minuten von Los Angeles entfernt, 20 Minuten von Malibu sowie weitere 15 Minuten von Woodland Hills. Perfekt um auch neben dem Training etwas zu unternehmen. Der Standort ist perfekt um das Radtraining zu starten. Unzählige Routen mit wenig befahrenen Strassen und sehr vielen Höhenmetern. Laufen kann man auf tollen Trails, jedoch nicht flach. Dafür sind wir jeweils nach Malibu gefahren oder nach Calabassas. Die Bahn in Calabassas ist öffentlich und darf zu gewissen Zeiten genutzt werden, was leider keine Selbstverständlichkeit in den USA ist. Die Tracks sind in etwa so gut wie die mexikanische Grenze geschützt. Wir hatten Wetterglück und Temperaturen von 16°C bis 22°C. Jedoch kann es auch regnen, die Temperaturen bleiben jedoch angenehm. Am Morgen oder Abend kann es aber frisch werden und Jacke sowie lange Hosen sind unabdingbar. 
Unserer Unterkunft war leider etwas gar schattig und die Möglichkeiten für Lauftrainings beschränkt. Idealerweise wählt man Woodland Hills, da dort viele gute Restaurants und zahlreiche Einkaufsmöglichkeiten zu finden sind. Es ist keine Seltenheit, dass man beim Training Sportgrössen wie Geraint Thomas, Cameron Wurf oder Phil Gaimmon kreuzt. Die cycling community ist riesig und viele haben Zeit für einen kurzen Schwatz.

Highlights: 
Essen: Urban Plates (Woodland Hills), Malibu Farm (Malibu), Gelson (Einkaufen)
Radtraining: Hollywood Hills, Fernwood, Latigo Canyon uvm.
Lauftraining: Calabassas Peak, Malibu Beach
Tourismus: Los Angeles, Venice Beach, Santa Monica Pier, Malibu Pier, Six Flaggs Magic Mountain

Port Hueneme (10 Tage Aufenthalt)
Zu Beginn haben wir nach einer Unterkunft in St.Barbara gesucht, leider war dies preislich für zwei Personen nicht mehr in einem für uns gesunden Bereich. Port Hueneme liegt knapp 1 Autostunde von Malibu entfernt und diverse Strassenteams bereiten sich dort jeweils auf die Saison vor. Hügel oder gar Berge finden sich keine und so war es eine gute Abwechslung zu vorher. Leider erwischten wir ein paar sehr regnerische Tage, die Temperaturen blieben aber erträglich. Im Gegensatz zu unserem ersten Stopp gibt es wenig zu sehen und wir konzentrierten uns mehrheitlich auf das Training. Ein Abstecher nach St.Barbara (50 Minuten mit dem Auto) lohnt sich auf jeden Fall, um dort mit dem Rad zum Beispiel den Gibraltar zu fahren.

Highlights:
Essen: Toppers, Hook Burger, Poker Ramen, Pho Saigon
Radtraining: Gibraltar (St.Barbara), Thousand Oaks
Lauftraining: Point Mugu State Park, La Jolla Canyon

Las Vegas (2 Nächte)
Gut 7 Stunden dauerte die Reise nach Las Vegas. Das Rad braucht man gar nicht erst auszupacken und auch ein Lauf lohnt sich nicht, wie ich ernüchternd feststellen musste. Für uns war es ein abwechslungsreicher Abstecher (ohne Glück und merklichen Verlust in den Casinos), um das Training danach wieder gestärkt aufnehmen zu können. 

Highlight:
Die Erkenntnis, dass Zürich im Vergleich zu Vegas schon fast preiswert erscheint.

Tucson (10 Tage Aufenthalt) 
Nach weiteren 7 Stunden Autofahrt waren wir in der zweitgrössten Stadt Arizonas angekommen. Der Ort und die Trainingsbedingungen genossen viele Vorschusslorbeeren, da sich in Tucson viele Topathleten über die Wintermonate niederlassen. Tucson liegt in der Wüste und tagsüber sind die Temperaturen mit ca. 20°C perfekt für das Training. In der Nacht wird es aber kalt und so kann es sein, dass sogar die Frontscheibe am Auto gefriert. Ansonsten suchten wir vergebens nach Wolken am Himmel und wurden mit viel Sonne verwöhnt. Viele Kakteen säumen das Landschaftsbild und verleihen der Umgebung ein markantes Bild. Auf den Strassen herrscht viel Verkehr und in der Routenwahl ist man etwas eingeschränkt. Der Mt. Lemmon eignet sich besonders für Intervalle am Berg. Der Aufstieg bis hoch auf den Mount Lemmon ist etwas vom eindrücklichsten was ich je gefahren bin. Der Aufstieg ist über 34 Kilometer lang und wird nie durch eine Abfahrt unterbrochen. Nach rund 1800 Höhenmeter ist man auf 2500m.ü.M angelangt. Gewaltig wars!
Rund um die Stadt führt der "Loop". Dabei handelt es sich um einen über 90 Kilometer langen Radweg, welcher für das Laufen, Inlinen, Radfahren usw. genutzt werden kann und kaum durch Ampeln unterbrochen wird. Für Intervalle auf dem Rad eignet er sich aber eher weniger. Der Asphalt ist hervorragend und man läuft nicht Gefahr einen Platten einzufangen, wie auf den von Autos befahrenen Strassen. Ist man in Tucson sollte man unbedingt am Shootout Ride teilnehmen, welcher jeden Samstag stattfindet. Dabei finden sich gegen 100 Fahrer in der stärksten Gruppe zusammen, um eine vorgegebene Runde zu fahren. Ist man aus der Stadt wird der Schalter umgelegt und gefahren als gäbe es keinen Morgen mehr. Da versucht man natürlich so lange wie möglich dran zu bleiben. Das Niveau ist gewaltig und viele Topfahrer sind dabei. Das frühe aufstehen und frieren zu Beginn lohnt sich auf jedenfall! Unbedingt Handschuhe mitbringen! Für das Lauftraining geht man ebenfalls am besten auf den Loop. Umso wichtiger ist es, die Unterkunft nahe am Radweg zu buchen. Das ES Sonesta Suites war daher ideal und bot alles, was es für ein Trainingslager braucht.

Highlights:
Essen: Texas Roadhouse, Oregano Pizza, Zinburger, Cookie Cabine (Mt. Lemmon)
Radtraining: The Loop, Mt. Lemmon, Shootout Ride
Lauftraining: The Loop


Besonders aufgefallen ist uns jeweils, dass auf den stark befahrenen Hauptstrassen viel Abfall liegt, was teilweise zu Platten oder gefährlichen Manövern führen kann. Sobald man aus den städtischen Gebieten ist, wird es besser. Die Radstreifen sind überall sehr grosszügig dimensioniert und mit wenigen Ausnahmen sind alle Verkehrsteilnehmer rücksichtsvoll. Sollte man mit einem Auto kollidieren, wird es vermutlich einen Dodge RAM 2500 oder 3500 sein. Kein Wunder, ist doch der Sprit hier günstiger als Wasser. Wir mussten einige Male den Kopfschütteln was Klimaschutz oder nur schon Recycling betraf....
Gleiches gilt für das Essen. Mc Donalds, Burger King, Dennys, Wendys, Taco Bell, Subway, Starbucks und wie sie alle heissen finden sich an jeder Kreuzung. Nicht eine dieser Filialen, sondern oftmals gleich alle! Gesund essen wird zur Herausforderung! Vegetarier oder gar Veganer scheint es nach unseren Mutmassungen hier kaum zu geben.

Müsste ich mich für einen Ort für ein Trainingslager (ca. 2.5 Wochen) entscheiden, so würde ich nach Woodland Hills gehen. Die Umgebung ist schlicht fantastisch zum Radfahren und bietet viel Abwechslung. Gleiches gilt fürs Laufen. Der ideale Reisezeitpunkt ist wohl Februar, da dort die Temperaturen gegen die 25°C sein sollten. Nicht zu kalt und nicht zu warm um zu trainieren.

Bevor wir die finale Reise nach Hause antreten, werden wir noch trainingshalber am Powerman Arizona in Fountain Hills teilnehmen. Da wir kein Wettkampfmaterial dabei haben und viele Stunden Training hinter uns sind, nehmen wir den Wettkampf als weitere harte Einheit mit, bevor wir dann die Heimreise in die Schweiz antreten.