Sonntag, 13. August 2023

Stranda Fjord Trail Race - Laufen am Limit

Als ich letztes Jahr das Stranda Fjord Trail Race live auf You Tube verfolgte, war ich sofort davon begeistert. Genau solche Wettkämpfe waren es, welche meinen Entschluss festigten, den Fokus auf die Trails zu legen und mich vom Duathlon zu verabschieden.

Der Wettkampf in Norwegen war letztes Jahr in der höchsten Kategorie der Golden Trail Series eigenstuft und dementsprechend stark besetzt. In diesem Jahr war der Wettkampf Teil der "National Series" und grösstenteils von Nordländern besetzt, welche sich noch für die Finals qualifizieren wollten. Die Weltelite war bei Sierre - Zinal gemeldet und so erhoffte ich mir ein gutes Resultat über die 25km Distanz mit 1900 Höhenmeter. 

Als wir am Donnerstag in Norwegen eintrafen, erwarteten uns kühle Bedingungen und fast schon herbstliches Wetter. Gott sei Dank wurde es auf den Renntag (Samstag) wärmer und vor allem war kein Niederschlag gemeldet, was die sonst schon anspruchsvolle Strecke noch schwieriger gemacht hätte. 
Genau diese Streckencharakteristik bereitete mir im Vorfeld etwas Kopfzerbrechen, da es sehr technisch werden sollte. Spoiler: Es war noch viel anspruchsvoller als ich es mir je hätte vorstellen können!

Die ersten drei steigenden Kilometer auf einer Kiesstrasse zu Beginn waren dabei noch der angenehmste Teil des Tages. Ich fühlte mich super und bestimmte sogar das Tempo bis zum ersten Singletrail. Dort zersplitterte dann die sechsköpfige Spitze langsam aber sicher. Noch immer hatte ich aber Sichtkontakt zum Leader. Bei ca. Kilometer 7 passierte mich der zweimalige Sieger Anders Haga und zog im technischen Uphill spielend an mir vorbei. Er sollte das Rennen später erneut gewinnen. 


Nach einem kurzen Bergabstück machte ich das erste Mal Bekanntschaft mit dem schlammigen Untergrund und einer von unzähligen Bachüberquerungen am heutigen Tag. Nun folgte der Anstieg rauf zum Fremste Blåhornet. Dieser war einfach nur krank, da fast überhängend. Auf allen Vieren kämpfte ich mich hoch und büsste zwei weitere Ränge ein. Der Gipfel bestand aus Blockgelände und man musste ganz hoch auf 1450M.ü.M. um dann wieder zu wenden. Der Wind blies stark und der Streckenposten war auf dem Gipfel in einen dicken Schlafsack eingepackt. Im Gegensatz zu ihm war mein Aufenthalt auf dem Gipfel von kurzer Zeit.


Der Uphill war schon äusserst anspruchssvoll, aber der Downhill übertraf noch einmal alles Vorherige. Ich wusste schlicht nicht, wo ich meine Füsse platzieren sollte zwischen den vielen grossen und kleinen Steinen. Zwei weitere Einheimische liessen mich elegant hinter sich und ich hatte das Nachsehen, obwohl ich versuchte zu pushen. Einen wirklichen Weg gab es nicht und so orientierte ich mich an den Fähnchen, welche ca. alle 30 Meter irgendwo zu sehen waren. 

Nach einer kurzen Fläche und einem kurzen Gegenanstieg wurde der erste Downhill noch getoppt: Schlamm und Nässe machten es noch anspruchsvoller und ich konnte mich nur mit Mühe auf den Füssen behalten. Rechts und links am Abgrund vorbei, da wir noch immer auf dem Grat unterwegs waren. Das Panorama wäre fantastisch gewesen, jedoch hatte ich gerade andere Probleme, als das ich es hätte geniessen können. 

Die Höhenmeter waren geschafft und ich erhoffte mir, dass auf den laufbaren verbleibenden 12 Kilometer noch etwas an Boden gut zu machen wäre nach vorne. Ich wusste aber nicht, dass ein Grossteil davon über ein Moor führte. Teilweise sank ich so tief ein, dass ich Angst hatte, die Schuhe zu verlieren. In den Downhills konnte ich mich nicht mehr auf den Füssen halten und rutschte diverse Male auf dem A**** herunter. Einen "Trail" gab es nicht wirklich und so versuchte ich so gut wie möglich dem sumpfigen Boden auszuweichen. Irgendwann kapitulierte ich jedoch und wählte einfach wieder den direktesten Weg. 

Weit und breit war niemand mehr in Sicht und noch immer waren 500 Höhenmeter zu vernichten. Es wurde nun zwar wieder laufbarer, jedoch nicht minder anspruchsvoll. Alles war total nass und aufgeweicht und so war höchste Konzentration gefordert. 

Nach 3h 10min konnte ich die erlösende Ziellinie endlich überqueren. Rang 15, fast 28 Minuten Rückstand auf den Sieger. Nicht das, was ich mir vorgenommen habe. An meiner Form lag es nicht, ich war schlicht chancenlos auf diesem für mich ungewohnten Terrain gegen diese Konkurrenz. Nichts desto trotz war es ein gewaltiges Erlebnis und ich bin froh, habe ich es heil überstanden.