Sonntag, 8. Juni 2025

Scenic Trail - SM Trailrunning

Die Cuors da Flem war als Vorbereitung für die Trail-Schweizermeisterschaft gedacht. Statt einen letzten Reiz zu setzen, zerstörte der Wettkampf jedoch meine Beine. Zu wenig an die Hitze angepasst und zu viel Koffein vor dem Start – das waren die entscheidenden Faktoren, weshalb ich in der Vorwoche den Fokus komplett auf Erholung legte.

Die Schweizermeisterschaft im Trailrunning versprach dieses Jahr ein echter Brocken zu werden: 54 Kilometer, über 3800 Höhenmeter und wohl das am besten besetzte Feld, seit es diese noch junge Sportart gibt. Meine Beine erholten sich gerade rechtzeitig und so stand ich um 8.00 Uhr motiviert, aber mit grossem Respekt, an der Startlinie in Tesserete.

Mein Ziel war ein kluges Rennen: Hinten raus zulegen oder zumindest nicht komplett einbrechen. Für die Startrunde in Tesserete und den ersten längeren Anstieg fand ich mich in einer Gruppe mit Schicktanz, Janki und weiteren starken Läufern wieder – ohne zu viele Körner zu verlieren. Vorne machten Wenk und Dorian Marchal (neu für die Schweiz startend) von Beginn an Druck und setzten sich rasch ab.

Bald musste ich Janki und Schicktanz ziehen lassen und es bildete sich eine Fünfergruppe mit mir – wir bewegten uns etwa auf Rang 9 bis 14. Es folgte ein stetiges Auf und Ab bis zum zweiten längeren Aufstieg zum Monte Bar. Ich fühlte mich gut, konnte mich nach der Verpflegung von der Gruppe lösen, aber je höher ich kletterte, desto zäher wurde es. Statt einem Hitzerennen befanden wir uns im dichten Nebel – von der herrlichen Aussicht keine Spur. Die Gruppe holte mich ein und in den steilsten Passagen konnte ich das Tempo nicht mehr halten. Erneut war ich alleine unterwegs, bis ich auf Diego Pazos traf. Gemeinsam füllten wir im Rifugio di Piandanazzo die Flaschen auf. Was ich zu diesem Zeitpunkt nicht wusste: Mein Rückstand auf die Spitze betrug lediglich vier Minuten – ich lag sehr gut im Rennen.

Im darauffolgenden Anstieg konnte ich mich erneut von Pazos absetzen. Bei Kilometer 25 waren bereits drei Viertel der Höhenmeter geschafft – so viel zum Streckenprofil! Mein Rückstand war weiterhin überschaubar, aber ich hatte keinerlei Information dazu. Wäre mir das bewusst gewesen, hätte es mir sicher geholfen, den Fokus zu behalten und nicht in einen Trott zu verfallen.

Es folgte ein weiteres Auf und Ab bis zur vorletzten Steigung, dem Monte Boglia. Die Downhills waren extrem schmierig und rutschig, aber ich war deutlich schneller unterwegs als noch am Transvulcania. Noch schneller war jedoch Pazos, der erneut zu mir aufschloss – gemeinsam machten wir uns auf Richtung Monte Boglia. Der Downhill vom Gipfel gelang mir gut und muskulär fühlte ich mich wieder besser. Bei Kilometer 42 nahm ich den letzten längeren Anstieg in Angriff. Weiterhin war weder vor noch hinter mir jemand zu sehen,und ich versuchte, so effizient wie möglich den Berg hinter mich zu bringen.

Bei Kilometer 50 realisierte ich, dass eine Zielzeit um 6h30 möglich wäre – das sorgte nochmals für einen Motivationsschub. Der Schlussteil zog sich jedoch und die Hitze im Tal war nun deutlich spürbar. Weil eine Brücke gesperrt war, mussten wir eine zusätzliche Schlaufe laufen, womit die 6.5-Stunden-Marke knapp verpasst wurde. Nach 6h41 erreichte ich die erlösende Ziellinie auf Rang 14 (11. Schweizer).

Ehrlicherweise verlor ich unterwegs mehrmals die Motivation, da ich weder auf einen Spitzenplatz hoffen konnte noch wusste, wie ich im Klassement lag. Zudem fehlen mir für diese Distanz die Kilometer – über den Winter hatte ich wegen kleineren Verletzungspausen immer wieder Trainingsunterbrüche. Ein weiterer Schwachpunkt war das Laufen mit Stöcken, diesen Bereich hatte ich im Vorfeld zu wenig trainiert. Das Niveau ist im Moment sehr hoch und ich schlicht nicht gut genug, das ich um die vorderen Ränge mitlaufen könnte.

Nun hoffe ich auf einen guten Trainingsblock, um dann die erste Saisonhälfte mit meinem Heimrennen, dem Stoos Trail, abzuschliessen.

 Rangliste 


 

 

Sonntag, 1. Juni 2025

Il Cuors da Flem

Der Tag nach dem Gamperney-Berglauf bot sich spontan für eine Streckenbesichtigung des Scenic Trails an – jener Strecke, auf der am kommenden Samstag die Schweizermeisterschaft über 54 Kilometer ausgetragen wird. Die Doppelbelastung diente als gezielter Reiz im Hinblick auf das lange Rennen, forderte aber auch ihren Tribut: Die Erholung zog sich entsprechend etwas in die Länge. Es bleibt spannend zu sehen, wie sich dieser Block mit drei Rennen in drei Wochen auf meine Performance auswirken wird.

Doch zurück zur Cours da Flem in Flims. Als Titelverteidiger war der Druck, erneut abzuliefern, natürlich spürbar. Mein Ziel war es, zumindest meine Vorjahreszeit zu bestätigen. Die Ausgangslage war jedoch leicht verändert – uns stand der erste richtige Sommertag bevor und mit Simon Schäppi war starke Konkurrenz am Start.

Der erste Abschnitt der Strecke führt mehrheitlich bergab, unterbrochen von einigen kurzen, aber steilen Gegenanstiegen. Nach rund drei Kilometern verlor ich Simon aus dem Blickfeld und war fortan alleine unterwegs. Anfangs fühlte ich mich noch sehr gut, doch unter der brennenden Sonne schwanden meine Kräfte zusehends. Der Abstand nach hinten war zwar zwischenzeitlich beruhigend, doch zur Rennhälfte kündigte sich Ungemach an. Ich fühlte mich kraftlos, sehnte mich nach Flüssigkeit und plötzlich war Gian-Luca Michael da. Mit Mühe gelang es mir, den Kontakt zu halten.

Die zuvor vernichteten Höhenmeter wollten nun wieder erklommen werden – eigentlich mein Terrain. Doch ich war am Limit und musste Gian-Luca ziehen lassen. Umso überraschender gelang es mir wenig später, wieder aufzuschliessen. Ein Hoffnungsschimmer. Auch er schien zu kämpfen. Gemeinsam erreichten wir den letzten Verpflegungsposten, wo wir beide kurz stoppten und uns mit mehreren Bechern Wasser und Cola versorgten. Noch lagen mehr als drei Kilometer bis ins Ziel vor uns.

Wir liefen gemeinsam weiter in Richtung Caumasee, ohne dass sich einer von uns entscheidend absetzen konnte. Innerlich hatte ich mich mit Rang drei schon abgefunden.

Dann kam der höllisch steile Schlussanstieg und mit ihm die Entscheidung. Aus dem Nichts fühlte ich mich plötzlich besser, konnte eine Lücke aufreissen und war fest entschlossen, diese nicht mehr herzugeben. Ich warf alles in die Waagschale. Auch auf der abschliessenden Runde ums Stadion blieb die Unsicherheit: Reicht der Vorsprung? Der Speaker machte es spannender, als mir lieb war.

Am Ende reichte es doch – Platz zwei nach einem packenden Duell mit Gian-Luca, hinter einem überragenden Simon Schäppi.

Die Hitze wird wohl auch am kommenden Samstag eine entscheidende Rolle spielen. Aus Flims nehme ich auf jeden Fall einige wichtige Erkenntnisse mit für die nächste Herausforderung.

Rangliste

Sonntag, 25. Mai 2025

Gamperney Berglauf

Der Gamperney Berglauf gehört zu den Klassikern, was Bergläufe in der Schweiz betrifft und hatte in vergangenen Jahren Berglauf-Ikonen wie Jonathan Wyatt oder Robbie Simpson an den Start gelockt. 

Seit dem Transvulcania machten sich viele Zweifel in mir breit, wie es um meine Form stehen würde und ob ich an meine Resultate der vergangenen Jahre anknüpfen könnte. Die Anspannung war um einiges grösser als die Vorfreude und die gut besetzte Startliste erhöhte den (selbstauferlegten) Druck nochmals erheblich. 

Je schlechter die Beine beim Einlaufen, desto besser im Wettkampf. Dies bewahrheitete sich glücklicherweise auch heute wieder. Ich fühlte mich von Beginn an gut und übernahm nach 200m sogar die Spitze und führte das Feld in den langen Anstieg. Dort setzten sich dann rasch drei Läufer von mir ab und ich riss ebenfalls schon eine kleine Lücke auf. Die Steigung war zu Beginn moderat und auf Asphalt. Nach ca. vier Kilometer konnte ich mich auf Rang drei vorarbeiten. Bei Kilometer 6.5 kam es noch besser und ich lief auf Jack Wood auf, welcher zusammen mit Aemisegger das Rennen anführte. Zeitgleich machte aber auch Richle Boden gut und somit bogen wir zu dritt in den höllisch steilen Schlussabschnitt ein. Wood war nun endgültig abgefallen und Richle setzte sich ebenfalls leicht von mir ab. Der Untergrund wechselte nun von grobem Schotter auf Gras und es wurde nochmals steiler! Ich wollte meinen dritten Rang unbedingt halten und traute der Lücke nach hinten noch nicht. Die letzten 300 Meter bis zur erlösenden Ziellinie wurden nochmals hart. Umso wichtiger waren die zahlreichen Zuschauer, welche uns auf diesem Abschnitt anfeuerten. 

Rang 3 war mehr, als ich im Vorfeld erwartete und ein Befreiungsschlag nach dem verkorksten Rennen am Transvulcania.