Die Cuors da Flem war als Vorbereitung für die Trail-Schweizermeisterschaft gedacht. Statt einen letzten Reiz zu setzen, zerstörte der Wettkampf jedoch meine Beine. Zu wenig an die Hitze angepasst und zu viel Koffein vor dem Start – das waren die entscheidenden Faktoren, weshalb ich in der Vorwoche den Fokus komplett auf Erholung legte.
Die Schweizermeisterschaft im Trailrunning versprach dieses Jahr ein echter Brocken zu werden: 54 Kilometer, über 3800 Höhenmeter und wohl das am besten besetzte Feld, seit es diese noch junge Sportart gibt. Meine Beine erholten sich gerade rechtzeitig und so stand ich um 8.00 Uhr motiviert, aber mit grossem Respekt, an der Startlinie in Tesserete.
Mein Ziel war ein kluges Rennen: Hinten raus zulegen oder zumindest nicht komplett einbrechen. Für die Startrunde in Tesserete und den ersten längeren Anstieg fand ich mich in einer Gruppe mit Schicktanz, Janki und weiteren starken Läufern wieder – ohne zu viele Körner zu verlieren. Vorne machten Wenk und Dorian Marchal (neu für die Schweiz startend) von Beginn an Druck und setzten sich rasch ab.
Bald musste ich Janki und Schicktanz ziehen lassen und es bildete sich eine Fünfergruppe mit mir – wir bewegten uns etwa auf Rang 9 bis 14. Es folgte ein stetiges Auf und Ab bis zum zweiten längeren Aufstieg zum Monte Bar. Ich fühlte mich gut, konnte mich nach der Verpflegung von der Gruppe lösen, aber je höher ich kletterte, desto zäher wurde es. Statt einem Hitzerennen befanden wir uns im dichten Nebel – von der herrlichen Aussicht keine Spur. Die Gruppe holte mich ein und in den steilsten Passagen konnte ich das Tempo nicht mehr halten. Erneut war ich alleine unterwegs, bis ich auf Diego Pazos traf. Gemeinsam füllten wir im Rifugio di Piandanazzo die Flaschen auf. Was ich zu diesem Zeitpunkt nicht wusste: Mein Rückstand auf die Spitze betrug lediglich vier Minuten – ich lag sehr gut im Rennen.
Im darauffolgenden Anstieg konnte ich mich erneut von Pazos absetzen. Bei Kilometer 25 waren bereits drei Viertel der Höhenmeter geschafft – so viel zum Streckenprofil! Mein Rückstand war weiterhin überschaubar, aber ich hatte keinerlei Information dazu. Wäre mir das bewusst gewesen, hätte es mir sicher geholfen, den Fokus zu behalten und nicht in einen Trott zu verfallen.
Es folgte ein weiteres Auf und Ab bis zur vorletzten Steigung, dem Monte Boglia. Die Downhills waren extrem schmierig und rutschig, aber ich war deutlich schneller unterwegs als noch am Transvulcania. Noch schneller war jedoch Pazos, der erneut zu mir aufschloss – gemeinsam machten wir uns auf Richtung Monte Boglia. Der Downhill vom Gipfel gelang mir gut und muskulär fühlte ich mich wieder besser. Bei Kilometer 42 nahm ich den letzten längeren Anstieg in Angriff. Weiterhin war weder vor noch hinter mir jemand zu sehen,und ich versuchte, so effizient wie möglich den Berg hinter mich zu bringen.
Bei Kilometer 50 realisierte ich, dass eine Zielzeit um 6h30 möglich wäre – das sorgte nochmals für einen Motivationsschub. Der Schlussteil zog sich jedoch und die Hitze im Tal war nun deutlich spürbar. Weil eine Brücke gesperrt war, mussten wir eine zusätzliche Schlaufe laufen, womit die 6.5-Stunden-Marke knapp verpasst wurde. Nach 6h41 erreichte ich die erlösende Ziellinie auf Rang 14 (11. Schweizer).
Ehrlicherweise verlor ich unterwegs mehrmals die Motivation, da ich weder auf einen Spitzenplatz hoffen konnte noch wusste, wie ich im Klassement lag. Zudem fehlen mir für diese Distanz die Kilometer – über den Winter hatte ich wegen kleineren Verletzungspausen immer wieder Trainingsunterbrüche. Ein weiterer Schwachpunkt war das Laufen mit Stöcken, diesen Bereich hatte ich im Vorfeld zu wenig trainiert. Das Niveau ist im Moment sehr hoch und ich schlicht nicht gut genug, das ich um die vorderen Ränge mitlaufen könnte.
Nun hoffe ich auf einen guten Trainingsblock, um dann die erste Saisonhälfte mit meinem Heimrennen, dem Stoos Trail, abzuschliessen.