Sonntag, 1. Juni 2025

Il Cuors da Flem

Der Tag nach dem Gamperney-Berglauf bot sich spontan für eine Streckenbesichtigung des Scenic Trails an – jener Strecke, auf der am kommenden Samstag die Schweizermeisterschaft über 54 Kilometer ausgetragen wird. Die Doppelbelastung diente als gezielter Reiz im Hinblick auf das lange Rennen, forderte aber auch ihren Tribut: Die Erholung zog sich entsprechend etwas in die Länge. Es bleibt spannend zu sehen, wie sich dieser Block mit drei Rennen in drei Wochen auf meine Performance auswirken wird.

Doch zurück zur Cours da Flem in Flims. Als Titelverteidiger war der Druck, erneut abzuliefern, natürlich spürbar. Mein Ziel war es, zumindest meine Vorjahreszeit zu bestätigen. Die Ausgangslage war jedoch leicht verändert – uns stand der erste richtige Sommertag bevor und mit Simon Schäppi war starke Konkurrenz am Start.

Der erste Abschnitt der Strecke führt mehrheitlich bergab, unterbrochen von einigen kurzen, aber steilen Gegenanstiegen. Nach rund drei Kilometern verlor ich Simon aus dem Blickfeld und war fortan alleine unterwegs. Anfangs fühlte ich mich noch sehr gut, doch unter der brennenden Sonne schwanden meine Kräfte zusehends. Der Abstand nach hinten war zwar zwischenzeitlich beruhigend, doch zur Rennhälfte kündigte sich Ungemach an. Ich fühlte mich kraftlos, sehnte mich nach Flüssigkeit und plötzlich war Gian-Luca Michael da. Mit Mühe gelang es mir, den Kontakt zu halten.

Die zuvor vernichteten Höhenmeter wollten nun wieder erklommen werden – eigentlich mein Terrain. Doch ich war am Limit und musste Gian-Luca ziehen lassen. Umso überraschender gelang es mir wenig später, wieder aufzuschliessen. Ein Hoffnungsschimmer. Auch er schien zu kämpfen. Gemeinsam erreichten wir den letzten Verpflegungsposten, wo wir beide kurz stoppten und uns mit mehreren Bechern Wasser und Cola versorgten. Noch lagen mehr als drei Kilometer bis ins Ziel vor uns.

Wir liefen gemeinsam weiter in Richtung Caumasee, ohne dass sich einer von uns entscheidend absetzen konnte. Innerlich hatte ich mich mit Rang drei schon abgefunden.

Dann kam der höllisch steile Schlussanstieg und mit ihm die Entscheidung. Aus dem Nichts fühlte ich mich plötzlich besser, konnte eine Lücke aufreissen und war fest entschlossen, diese nicht mehr herzugeben. Ich warf alles in die Waagschale. Auch auf der abschliessenden Runde ums Stadion blieb die Unsicherheit: Reicht der Vorsprung? Der Speaker machte es spannender, als mir lieb war.

Am Ende reichte es doch – Platz zwei nach einem packenden Duell mit Gian-Luca, hinter einem überragenden Simon Schäppi.

Die Hitze wird wohl auch am kommenden Samstag eine entscheidende Rolle spielen. Aus Flims nehme ich auf jeden Fall einige wichtige Erkenntnisse mit für die nächste Herausforderung.

Rangliste