Der Transvulcania auf La Palma gehört zu den Klassikern der Trailrennen und hat auch international einen hohen Stellenwert. Da die Frühlingsferien ideal lagen und der Wettkampf sehr gut in den Rennkalender passte, wollte ich mir die Chance auf eine Teilnahme nicht entgehen lassen.
Zusammen mit Tobias Baggenstos reiste ich schon zwei Wochen vor dem Marathon an. Bei perfekten Bedingungen konnten wir nahezu die ganze Strecke ablaufen und waren begeistert von den Gegebenheiten. Das Training verlief nach dem harzigen Winter wie gewünscht und ich war sehr zuversichtlich, was das Rennen betraf.
Just am Renntag sollte das Wetter nicht mitspielen und Regen sowie starker Wind waren gemeldet. Da ein Grossteil der Strecke auf über 2000m.ü.M. liegt, würde es auch dementsprechend kalt werden. Der Veranstalter setzte bei der Pflichtausrüstung nur auf eine Rettungsdecke - Regenjacke oder wärmere Kleidung waren nur eine Empfehlung. Willkommen in Spanien.
Unser Start war auf 1450m.ü.M in El Pilar um 6.00 Uhr angesetzt. Bereits beim Einlaufen erwischte uns ein heftiger Regenschauer, was meine Beinmuskulatur in Schockstarre versetzte. Ein erster Vorgeschmack, was uns noch erwarten würde.
Mit Stirnlampe ging es auf die ersten 6 welligen Kilometer. Der Boden war für mich kaum zu sehen und ich fühlte mich wie im falschen Film und war überfordert. Leichte Panik machte sich breit.
Dazu fühlten sich meine Beine alles andere als gut an. Ich schob das schlechte Gefühl beiseite, da das Rennen noch lange gehen würde. Die Spitze war bereits aus meinem Sichtfeld verschwunden und ich hatte keine Ahnung, wo ich stand. Immer wieder musste man grossen Pfützen ausweichen. Der Nebel und das Rauschen des Windes sorgten für eine beängstigende Stimmung. Viele Gedanken schossen mir zu diesem Zeitpunkt durch den Kopf. Einer davon war, ob ich langsam zu alt für solche Sachen werde...
Ich freute mich sehr auf den ersten Uphill und hoffte darauf, meine Stärke am Berg ausspielen zu können. Jedoch vermochte ich auch dort keine Positionen gut zu machen. Die Lichter vor mir kamen für kurze Zeit etwas näher, entwichen dann aber rasch wieder aus meinem Blickfeld. Die Regenjacke, welche ich kurz nach dem Start auszog, kramte ich nun wieder hervor. Endlich wurde es hell und Hoffnung keimte auf, dass es nun besser werden würde.
Kurz vor dem Refugio bekam ich Gesellschaft von hinten und zu zweit kämpften wir uns zum höchsten Punkt vor, dem Roque de los Muchachos auf über 2400m.ü.M. Die Sicht war so schlecht, dass ich trotz Streckenkenntnissen nicht einmal merkte, dass wir kurz vor dem Gipfel waren. Der Blick auf die Uhr verriet nichts Gutes und ich hoffte insgeheim, dass die Zeiten heute etwas langsamer sein würden als im Vorjahr.
Bereits zu Beginn des Downhills musste ich meinen Konkurrenten ziehen lassen und war nun alleine unterwegs. Der Trail war sehr ausgewaschen und anspruchsvoll zu laufen. Das Risiko hielt ich in Grenzen, war doch vor und hinter mir niemand zu sehen. Trotzdem stürzte ich einmal und konnte einen zweiten Sturz nur in Extremis vermeiden. Zuschauer waren bei diesem Wetter keine zu sehen, einzig Rettungssanitäter tauchten in regelmässigen Abständen immer wieder auf.
Das Meer im Blick und gedanklich schon im Ziel folgte ein unglücklicher Misstritt. Zum Glück ohne weiteren Folgen (hoffe ich jedenfalls). Von den total 2450 Höhenmeter, die es am Stück zu vernichten gab, folgten die letzten 500. Das Ziel konnte ich schon von Weitem hören und endlich wurde es wieder wärmer.
Auf Rang 20 überquerte ich die Ziellinie nach 4h 38min. Froh, dass es vorbei war, aber nicht am Ende meiner Kräfte. Nicht, dass ich alles gegeben hätte, aber mehr ging heute einfach nicht. Rückstand und Platzierung entsprechen nicht meiner Erwartung und ich hoffe sehr, dass es einfach ein "gebrauchter" Tag war.
Festzuhalten bleibt aber, dass das Niveau hoch war. Der Streckenrekord wurde bei diesen misslichen Bedingungen gebrochen und Tobi lief auf den sensationellen zweiten Rang. Wahnsinn!
Das 15-Jahre Jubiläum wird uns in besonderer Erinnerung bleiben, war es doch zuvor 14 Jahre lang immer gutes Wetter. Ob es vertretbar war, Athleten bei diesen Bedingungen auf die Strecke zu schicken, lasse ich offen.
Gracias La Palma. Vielleicht sieht man sich ein zweites Mal bei hoffentlich besserem Wetter für den Ultra.